Camphillgemeinschaft Hausenhof

• WO? Hausenhof, Dietersheim
• WAS? Käse, Quark, Joghurt, Wurst
• ÖKO-Standard? Demeter
• WER? Gemeinschaft

Arbeiten, leben und lernen in Gemeinschaft

Der Hausenhof ist weit mehr als ein landwirtschaftlicher Betrieb: Er ist eine lebendige Dorfgemeinschaft, in der rund 70 Menschen mit Assistenzbedarf zusammen wohnen und arbeiten. Der Hof lebt nach dem Vorbild der Camphill-Gemeinschaft, die auf den Arzt und Pädagogen Karl König zurückgeht. Er gründete vor rund hundert Jahren die erste Gemeinschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe miteinander lebten und arbeiteten. Genau dieser Gedanke prägt auch den Hausenhof seit nunmehr über 30 Jahren.

Ein Ort der Begegnung

Entstanden ist der Hausenhof Ende der 1980er Jahre aus einer Elterninitiative. Die Eltern stellten sich die Frage, was ihre Kinder nach der Schule tun könnten, wo sie leben und arbeiten würden. Sie beschlossen, selbst einen Ort zu schaffen, an dem all das möglich ist. Was damals als kleiner Schafhof begann, ist heute eine vielfältige Gemeinschaft mit Landwirtschaft, Wohngruppen und zahlreichen Werkstätten.

Mit den Jahren ist der Hausenhof gewachsen: Kühe kamen hinzu, neue Häuser wurden gebaut, ein großer Saal entstand für Konzerte und Veranstaltungen – ein Ort, an dem Bewohner*innen ebenso willkommen sind wie Gäste von außerhalb. Heute gibt es außerdem ein Café und einen kleinen Dorfladen, wo die eigens hergestellten Produkte angeboten werden.

„Die Eltern damals wollten eben diese Vielfalt haben, dass Landwirtschaft passiert, dass man die eigenen Produkte essen kann“, erzählt Annedore, die Verantwortliche der Hausenhof-Käserei. Und so gibt es neben der Landwirtschaft auch eine Käserei, eine Bäckerei und eine Gärtnerei. Die erzeugten Demeter-Produkte dienen der Selbstversorgung der Gemeinschaft und werden darüber hinaus eben auch vermarktet.

Miteinander arbeiten und voneinander lernen

Die Käserei bietet klare Strukturen und ein Umfeld, das Sicherheit vermittelt. „In der Käserei gibt es viele kleine Sachen, die genau gemacht werden müssen, wo wir keine Abweichungen dulden können aus hygienischen Gründen oder weil das Produkt sonst nichts würde. Und für manche Betreute ist das wichtig, diese Grenzen zu spüren und zu haben. Das gibt Sicherheit“, erklärt Annedore.

Sie erinnert sich gut an ihre Anfänge auf dem Hausenhof: „Als ich auf den Hausenhof gekommen bin hatte ich erst einmal total die Scheu. Kann ich das mit den Leuten? Was wollen die von mir? Schaffe ich das? Aber es war total unbegründet, weil es einfach von Anfang an total nett war.“ Diese Erfahrung macht sie auch bei neuen Praktikant*innen und Bundesfreiwilligendienstleistenden. Anfangs sei oft Unsicherheit da, doch die Begegnung mit den Menschen nehme schnell jede Scheu. „Hier sind alle so. Es sind einfach Menschen. Jeder Mensch bringt jeden Tag etwas anderes mit und das macht die Arbeit unglaublich lebendig und auch sinnvoll.“

Annedore empfindet ihre Arbeit als bereichernd und verantwortungsvoll. „Ich empfinde meine Arbeit als sinnvoll, weil ich die Menschen, die mir anvertraut sind, begleiten kann. Ich kann ihnen helfen, dass sie die Arbeit schaffen. Ich kann mir Gedanken machen, was sie brauchen.“

Auch schwierige Tage gehören dazu, aber sie sind Teil des gemeinsamen Lebens. „Wir sind Menschen“, sagt Annedore lachend, „jeder ist mal gestresst“. Wichtig sei es, Rücksicht zu nehmen – und das nicht nur auf Andere: „Was wir uns oft nicht erlauben im ‚normalen Leben‘: Dass man Rücksicht auf sich selbst nimmt. Das kann man hier im Großen wirklich lernen. Auch dass die Arbeit rücksichtsvoll ist und sich am Menschen orientiert und nicht der Mensch sich an die Arbeit anzupassen hat – egal ob er daran kaputt geht oder nicht.“

Frische Demeter-Produkte aus der Käserei

In der Käserei entstehen Natur- und Fruchtjoghurt, Frischkäse, Camembert, Brie und Quark – alles sorgfältig selbst hergestellt. Die Kulturen für Joghurt und andere Produkte mischt Annedore selbst – sorgfältig abgestimmt, über Jahre hinweg erprobt. Der Hausenhof arbeitet seit seiner Gründung nach Demeter-Richtlinien.

Die fertigen Produkte werden – ebenfalls in liebevoller Handarbeit – abgefüllt, etikettiert und für den Verkauf vorbereitet. Hier packen viele mit an – mit Freude, Verantwortung und einem klaren Ziel: hochwertige Lebensmittel herzustellen, die gut tun und zeigen, was gemeinschaftliches Arbeiten bewirken kann.

Bei unserem Hoffest im Juli 2023 waren die Bäckerei und Weberei des Hausenhofs dabei. Im Video stellt Bäckermeister Albert Hertlein den Hausenhof vor und erzählt, was das Besondere an ihren Produkten ist.