Biolandhof Klein
- WO? Wertheim, Unterfranken
- WAS? Lupinenprodukte und die "fränkische Kichererbse" (=Platterbse)
- VERBAND? Bioland
- WER? Familie Klein
Pioniere des heimischen Eiweißes
Seit mittlerweile vier Jahrzehnten steht der Biolandhof Klein im Wertheimer Ortsteil Sachsenhausen für gelebte Bio-Landwirtschaft. Gemeinsam mit seinen Eltern Fritz und Iris Klein führt Matthias Klein den Familienbetrieb, der für seine eher außergewöhnlichen Produkte bekannt ist: Lupinenkaffee, Falafel-Mischungen und viele andere Leckereien – alles auf Basis von Lupinen und Platterbsen, selbst angebaut, verarbeitet und verpackt.
Vom Experiment zur Erfolgsgeschichte
Schon seit 1985 wird bei Familie Klein ökologisch gewirtschaftet, im Jahr 1992 übernahm Fritz Klein den Hof. In einem Fachbuch über Eiweißpflanzen entdeckte er damals die Lupine – und war sofort fasziniert davon, was schon vor über hundert Jahren aus dieser Pflanze hergestellt wurde.
Kurz entschlossen bestellte er Saatgut, baute Lupinen an und begann zu experimentieren. Eigentlich sollte daraus eine Art Tofu entstehen – doch jemand anderes kam ihm mit einem Patent auf das Herstellungsverfahren zuvor. „Da war ich natürlich so richtig geknickt“, erinnert sich Fritz Klein. „Aber dann hat meine Frau zu mir gesagt: ‚Da steht doch auch was von einem Kaffee, das geht doch viel einfacher.‘ Eine halbe Stunde später hatten wir den ersten Kaffee.“
So entstand 1995 der erste Lupinenkaffee – ein Produkt, das inzwischen seit drei Jahrzehnten fester Bestandteil des Sortiments ist. Die Röstung übernimmt eine nahegelegene Privatrösterei. „Wir haben jetzt seit 30 Jahren Lupinenkaffee – das ist schon was“, sagt Fritz Klein stolz.
Warum Lupinen und Platterbsen?
Im biologischen Landbau ist die Nährstoffversorgung eine Herausforderung, besonders für viehlose Betriebe. Während im konventionellen Landbau zugekaufte Stickstoffdünger eingesetzt werden, nutzt man in der ökologischen Landwirtschaft den Leguminosenanbau, also Pflanzen, die in der Lage sind, Stickstoff aus der Luft zu binden und im Boden einzulagern. Dazu zählen auch Lupinen und Platterbsen.
Für Matthias Klein steckt darin weit mehr als ein ackerbaulicher Nutzen: „Es ist eine sehr interessante Kultur, die mir meine Fruchtfolge noch etwas weiter auflockern und vielfältiger werden lassen kann.“
Der Anbau dieser Pflanzen ist alles andere als gewöhnlich, kaum jemand verarbeitet Platterbsen und Lupinen zu Lebensmitteln. Dabei bieten sie eine heimische Alternative zu Soja, sind robust, eiweißreich und perfekt an die regionalen Bedingungen angepasst.
Die Lupine – eine alte Pflanze neu entdeckt
Die Lupine begleitet die Landwirtschaft seit Jahrhunderten, doch erst durch Züchtung sogenannter Süßlupinen – also nicht bitterer, essbarer Sorten – wurde sie als Lebensmittel interessant. Familie Klein baut die weiße Lupine an, die sich durch ihren milden Geschmack und hohen Eiweißgehalt auszeichnet.
In Westdeutschland wurde die Lupine bereits 1945, nach der Wiedervereinigung schließlich in ganz Deutschland vom deutlich günstigeren Soja weitestgehend verdrängt. „Ab 1990 war das dann auch vorbei und kein Mensch hat sich mehr darum gekümmert,“ erzählt Fritz Klein. Dabei steckt in der heimischen Eiweißpflanze viel Potenzial, wie Familie Klein mit ihren vielfältigen Produkten beweist.
Handarbeit, Herzblut und Regionalität
Was den Biolandhof Klein besonders macht, ist der durch und durch regionale Kreislauf: Vom Saatgut über die Ernte bis zur fertigen Mischung geschieht fast alles in Eigenregie.
„Das ist also absolut regional. Mehr geht da glaube ich nicht,“ meint Matthias Klein.
So wird zum Beispiel bei der Falafel-Mischung nur eines zugekauft – die Gewürze. Alles andere, von der Platterbsenernte über das Mahlen und Mischen bis zum Verpacken, liegt in den Händen der Familie. Somit behalten sie die volle Kontrolle über die Qualität: „Dadurch, dass wir das alles selbst machen, können wir einfach eine hohe, gleichbleibende Qualität sicherstellen. Wir wissen, was drin ist.“
Die kreative Seele: Iris Klein
Hinter den Rezepturen der Produkte steckt Iris Klein, die mit viel Gespür für Geschmack und einfache Zutaten arbeitet. „Ich überlege mir einfach, wie ich es für vier Personen kochen würde und wieviel ich da nehmen muss, wiege das alles aus und rechne es einfach auf 25 Kilo hoch,“ erzählt sie lachend. So entstehen authentische, ehrliche Rezepturen – ohne künstliche Zusätze, nur aus Platterbsen und ausgewählten Gewürzen.